Medien der Zukunft
"Kein Stein wird auf dem anderen bleiben"
Nachrichten passieren nicht mehr, Nachrichten werden gemacht
Samstag, 4. April 2002, 13:30 Uhr, Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Strausberg: "Eine regelrechte Medienflut wird in den nächsten Jahren die gesamte Welt überschwemmen." Mit diesem Satz konfrontiert Thomas Hinrichs rund 150 Jugendliche, die Journalisten werden wollen.
Schon jetzt nutzen weltweit Millionen von Menschen das Internet. Durch die von Tag zu Tag steigende Zahl an Seiten wird es aber immer schwieriger, das Gesuchte zu finden. Und wenn man fündig wird, fragt man sich oft, wie glaubwürdig die Information überhaupt ist. Einer der Hauptgründe dafür ist die Tatsache, dass leider nicht nur Journalisten berichten, sondern auch viele "Märchenerzähler" in den Medien ihr Unwesen treiben, meint der Journalist aus dem Hauptstadtstudio in Berlin. Laut der Delphi-Studie (1995), die die technische Entwicklung in der Zukunft prognostiziert, wird es 2020 ungefähr 1000 Fernseh-Programme geben, so dass die gewaltige Menge an Angeboten auch in diesem Bereich fast unüberschaubar wird.
Die Anforderungen an einen Journalisten steigen stetig. Früher musste er nur seinen Text schreiben, heute muss er auch in der Lage sein, Fotos einzuscannen, Zeitungsseiten zu layouten etc. "Ich muss immer mehr und immer schneller, aber trotzdem auf gleichbleibendem Niveau arbeiten. Die größte Aufgabe wird es weiterhin sein, die Qualität und Glaubwürdigkeit der Nachrichten zu sichern," meint der Fernsehjournalist. Es wird darauf hinauslaufen, dass er demnächst auch die Kamera selbst bedienen muss, da Kameramänner teuer sind und die Budgets immer kleiner werden. Reporter müssen jederzeit bereit sein, von jedem Ort der Erde zu berichten.
Aufgrund der Vielzahl an Angeboten spielt die Qualität der Beiträge eine immer größere Rolle. Die Folge dieser Bedingungen ist, dass der Journalist sich zum Multitalent wandelt. Große Gefahren dieser Entwicklung sind schon heute zu erkennen. So werden immer mehr Nachrichten generiert, um spannende oder öffentlichkeitswirksame Inhalte bieten zu können. Ein nicht sehr folgenreiches aber erfolgreiches Beispiel war die Reality-Show "Big Brother". Auch das office of strategic influence (Büro für strategische Einflussnahme), das die Vereinigten Staaten während des Afghanistan-Konflikts gründeten, um die Bevölkerung und andere Länder gezielt zu beeinflussen, war ein erschreckender Schritt zur Wandlung des Journalisten zum "Märchenerzähler".
Fazit: Neue Medien ermöglichen vieles. Ein unangenehmer Nebeneffekt besteht jedoch darin, dass unsere Gesellschaft künftig völlig überwacht und gesteuert werden kann (George Orwell "1984"). Wieder mal trifft zu: "Quantität statt Qualität", und wieder mal geht der Schuss nach hinten los.
Moritz Honig, Erik Pönisch, Simon Wiese
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